Projekt „Gedenkstätte“ des Andreaswerks startet in neue Phase

Vechta - Sie soll erinnern, mahnen und zum Nachdenken anregen: Die „Gedenkstätte für die Menschenwürde“, die das Andreaswerk in Zusammenarbeit mit externen Beteiligten an der Landwehrstraße in Vechta errichten will. Für 2024 ist die Eröffnung des Mahnmals geplant, das insbesondere den aus dem Landkreis Vechta stammenden Opfern der NS-Krankenmorde in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen gewidmet sein wird. Während die Gedenkstätte und ein parallel entstehendes Buch nach und nach Form annehmen, möchten die Mitwirkenden schon ab diesem Jahr auch verstärkt Aktionen rund um das Projekt anbieten. „Ziel der Veranstaltungen ist es, der Öffentlichkeit unsere Arbeit und die damit verknüpften Themen näherzubringen und sie über unsere Fortschritte auf dem Laufenden zu halten“, erläutert dazu Maria Lampe-Bernholt, Projektleiterin und Mitarbeiterin des Andreaswerks.

Den Auftakt macht bereits am 27. Januar (Freitag), dem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, ein Filmnachmittag in der Schauburg Cineworld in Vechta. Gezeigt wird der 2017 erschienene Film „Ich werde nicht schweigen“. Das Nachkriegsdrama erzählt die Geschichte einer Kriegerwitwe, die 1948 in die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen eingewiesen wird. Bei dem Versuch, sich nach ihrer Entlassung zu rehabilitieren und das Sorgerecht für ihre zwei Söhne zurückzuerhalten, kommt sie Stück für Stück auch der Wahrheit über die während der NS-Zeit in Wehnen begangenen Verbrechen auf die Spur. Beginn der Veranstaltung ist um 16.30 Uhr. Vor dem Film erfolgt eine kurze Einführung in das Projekt „Gedenkstätte“. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zum Film beziehungsweise dem Projekt zu stellen.

Zu berichten gebe es einiges, betont Maria Lampe-Bernholt mit Blick auf den bisherigen Verlauf des Vorhabens und die Vielfalt der Mitwirkenden. So entwickelten kürzlich Projektbeteiligte mit Beeinträchtigungen aus dem Andreaswerk gemeinsam mit Studentinnen und Studenten der Universität Vechta mehrere Kurzvideos zum Thema „NS-Krankenmorde“ für die Gedenkstätte. Und auch für das kommende Semester ist nach Angaben der Projektleiterin eine Zusammenarbeit mit der Universität geplant. Dann werde es im Rahmen eines Seminars im Studienfach Designpädagogik um die konkrete Gestaltung der Gedenkstätte gehen, verrät sie. Eine wichtige Wegmarke hat zudem das Buch von Dr. Ingo Harms und Axel Fahl-Dreger über die Zeit des Nationalsozialismus im Landkreis Vechta und die von hier stammenden Opfer der Krankenmorde in Wehnen erreicht. „Die Gliederung steht und die Autoren haben mit dem Schreiben begonnen“, weiß Maria Lampe-Bernholt. Und freut sich darauf, im Sprachwerk des Andreaswerks in Kürze die ersten Passagen für die Ausgabe in Leichter Sprache übersetzen zu können.

Der Eintritt zum Filmnachmittag ist, nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung durch die „Partnerschaft für Demokratie Vechta“, für alle interessierten Besucherinnen und Besucher frei. Aus organisatorischen Gründen wird allerdings darum gebeten, dass sich Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer vorab bei Maria Lampe-Bernholt anmelden. Hierfür sowie für allgemeine Fragen zur Gedenkstätte steht die Projektleiterin unter der Telefonnummer 04441 960-199 oder der E-Mail-Adresse zur Verfügung. Zudem freut sich die Projektgruppe über weitere Hinweise aus der Bevölkerung - vor allem von Personen, die Angehörige durch die Krankenmorde verloren und hierzu Informationen haben.


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Projektleiterin Maria Lampe-Bernholt und Kinoinhaber Gunnar Schäfers freuen sich auf die Veranstaltung in der Schauburg Cineworld.
Foto: Thiel/Andreaswerk